Nachdem Secret of Mana ein bahnbrechender Erfolg gewesen war, wartete alle Welt gespannt auf eine Fortsezung, die alle Grenzen sprengen sollte. Leider blieb dieses Vergnügen (zumindest vorerst) nur den japanischen Fans vorbehalten, Seiken Densetsu 3 wurde nur dort auf den Markt gebracht. Viele Spieler hierzulande fragten sich nach den Gründen für dieses Debakel, doch keiner von ihnen konnte so recht dienlich sein, um den fragwürdigen Kunstgriff Squaresofts einsichtig zu machen. Dabei ist Seiken Densetsu 3 ein würdiger Nachfolger des Rollenspielhits, der Millionen von SNESlern begeisterte, und wird heute wegen mangelnder Alternativen vielfach als ROM auf dem PC-Emulator gespielt. Wir wollen das ambitionierte Projekt einmal genauer unter die Lupe nehmen...

Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass Seiken Densetsu 3 in vielen Punkten nicht sehr viel mit seinem Vorgänger Secret of Mana gemein hat. Dies wird dem Spieler schon vor dem eigentlichen Spielstart klar: Jede neue Partie beginnt mit der Auswahl einer Party von drei Personen aus einem Vorrat von sechs Charakteren. Dabei hat der Spieler die Qual der Wahl zwischen dem Ritter Duran, der Magierin Angela, dem bei nacht zum Wolfsmenschen mutierenden Kevin, der kleinen Priesterin Carlie, dem Dieb Hawk und der Amazone Lise aus dem Windkönigreich. Jede dieser Personen hat ihre individuelle Hintergrundgeschichte, die ihre Taten und Ziele begründet. So entsteht bei jedem Spielstart bei verschiedener Charakterwahl eine völlig andere Gesamtstory, die sich aus den Einzelgeschichten der gewählten Heroen zusammensetzt. Der zuerst gewählte Protagonist bestimmt dabei als Hauptcharakter die Geschichte, im Laufe des Spiels stoßen dann die beiden anderen aufgrund - welch Zufall - ähnlicher Ziele zu ihm.
Im Verlauf der Handlung kommt dann jedoch in jeder Heldenkonstellation eine Verschwörung um - wie sollte es anders sein? - das sagenhafte Manaland und die magische Kraft des Mana selbst ans Licht, die böse Mächte sich zu eigen machen wollen, so dass jede Partie in einem guten alten Held-rettet-Welt-Finale gipfelt.
Auch wenn dieses Helden-Auswahl-Prinzip viel Individualität in den Spielablauf bringt, ist es doch für die Story nicht unbedingt förderlich. Der Bann, in den einen die wenn auch nicht sonderlich originelle Handlung von Secret of Mana zog, verblasst in Seiken Densetsu 3 fast völlig hinter dem vernachlässigten Charakter der Hauptakteure. Sicher, es gibt da diese Das-Böse-will-die-Welt-beherrschen-Story, doch die ist nicht viel wert ohne Charaktere, denen ich anmerke, dass sie eigenes Interesse daran haben, dass Mana nicht untergeht, mit denen ich mich identifizieren kann...

Fazit:

Alle guten Elemente eines guten Old-School-RPGs sind vorhanden, doch was ich von einem Nachfolger des Hammers Secret of Mana erwarte, ist auch eine ähnlich gute Charakterbindnung. Und allein durch das Wissen, dass ich nicht diese drei Charaktere hätte Mana retten lassen müssen, sondern dass auch drei andere das hätten übernehmen können, lässt sich diese Bindung in Wohlgefallen auflösen...

2 von 5 Sternen

In Sachen Grafik bietet Seiken Densetsu 3 das gesamte Ensemble auf, das das zu diesem Zeitpunkt bereits etwas betagte Super Nintendo zu bieten hatte: Feinere Landschaften, poppigere Farben und bombastische Kampfanimationen schlagen alles bisher dagewesene. Während bei Secret of Mana im Großen und Ganzen alles irgendwie recht klein und zierlich wirkte, trumpft Seiken Densetu 3 mit gigantischem Klotzen-statt-Kleckern-Look auf und wirkt dabei dennoch wie aus einem Guss!

Fazit:

Wenn riesige, angsterfüllende Drachen durch noch riesigere Zauberanimationen vor wunderschönen Hintergründen ins Mana-Jenseits katapultiert werden, ist klar, dass hier Square am Werk war!

5 von 5 Sternen

Wenigstens im akustischen Bereich ist Seiken Densetsu 3 die Verwandtschaft zu Secret of Mana deutlich anzumerken: Auch wenn SD3 sicher seinen eigenen Musikstil hat, wird der Spieler ständig an die guten alten Tage auf der Dämöneninsel oder der Manafestung erinnert, was einerseits sicher an der Wahl der Instrumente, andererseits auch an den Melodien liegen, die teils stark an den Vorgänger angelehnt sind, sogar das Intro-Lied "Fear of the Heavens" von Secret of Mana wurde im Vorspann von SD3 in einer peppigeren Version wieder aufgegriffen. Auch die Soundeffekte rufen Erinnerungen wach. Schlaggeräusche und Zauberanimationen klingen wie der kleine Bruder des Spiels, und sind dabei von genauso hoher Qualität wie gewohnt.

Fazit:

Alles in allem klingt der Soundtrack von Seiken Densetsu 3 rein auf den Qualitätsgehalt bezogen besser als derjenige von Secret of Mana, doch inhaltlich ist er so gut wie eh und je.

5 von 5 Sternen

Das Spielprinzip von Secret of Mana wurde für Seiken Densetsu 3 generalüberholt - dies jedoch oft auf Kosten des Spielspaßes. So gibt es immer noch das altbewährte Ringmenü, das per Tastendruck um jeden Charakter herum aufgerufen werden kann. Jedoch dient dieses nun nur noch zum Einsetzen von Gegenständen und Zaubern, Rüstungen und Waffen werden in einem gesonderten neuen Vollbildmenü angelegt, hier können dann auch Statuswerte eingesehen und das Verhalten der Helden im Kampf eingestellt werden.
Apropros Kampf: Auch hier hat sich Square einige Neuerungen einfallen lassen. So lassen sich Waffen nun nicht mehr aufladen - jeder Held besitzt seine typische und damit einzig verwendbare Waffenklasse. Vielmehr füllt sich für jeden der Charaktere bei Treffern eine Art "Wut-Leiste". Sind hier genügend Punkte gesammelt, kann per Tastendruck in nach und nach bis zu drei Stufen eine besonders starke Spezialfähikeit ausgelöst werden. Die Kämpfe an sich laufen dabei sehr chaotisch ab, ständig sprinegen Zahlen über den Bildschirm, verdecken Gegner und Helden und lassen den Spieler verwundert zurück, wenn seine gesamte Truppe plötzlich ausgelöscht ist. Von der Taktik, die wenigstens von Zeit zu Zeit in den Kämpfen von Secret of Mana aufkam, ist nicht mehr viel zu spüren.
Auch in Sachen Items und Zauber ist einiges passiert: Statt nur einer Handvoll verschiedener Items wie in Secret of Mana gibt es nun dutzende und aberdutzende Heil-, Statusverbesserungs- und Angriffsgegenstände. Klar, dass die nicht alle in das kleine Ringemenü passen. Also werden alle Items, die nicht mehr in den Rucksack passen, automatisch in einer imaginären Truhe verstaut, die sich immer zwischen zwei Kämpfen aufrufen lässt und aus der dann Items mit dem Ringemenü getauscht werden können.
Die im Vorgänger so angenehm hilfreiche - ja geradezu unverzichtbare - Magie wurde in Seiken Densetsu 3 beinahe zum nutzlosen Anhängsel degradiert. Zwar tauchen auch die bekannten Schutz-Patronen noch auf, diese verteilen aber nicht mehr freizügig ihre Zauber. Vielmehr erhalten die Helden im Laufe des Spiels einige wenige Zauber automatisch mit dem Erreichen neuer Levels, so dass dem Spieler bei einem einzigen Durchspielen die Magie der ürbigen drei Charaktere noch verborgen bleibt. Die vefügbaren Zauber sind dann - mit Ausnahme der Heilzauber - dann auch noch jämmerlich schwach, so dass Draufschlagen meist mehr Sinn hat. Ein besonderer Push-Faktor ist jedoch das neue Klassensystem des Spiels: Jeder Charakter kann - einen bestimmten Level und das erforderliche Item vorausgesetzt - zweimal in seiner Heldenklasse aufsteigen und muss dabei jeweils aus zwei verfügbaren Upgrades wählen. So kann die Magierin Angela im ersten Schritt beispielsweise entweder zur Sucherin oder zur Seherin aufsteigen, die sich in Fahigkeiten, verwendbaren Zaubern und Statuswerten unterscheiden.

Fazit:

Wer den Vorgänger gespielt hat, wird sich fragen, ob einige der Änderungen wirklich nötig waren, um von dem klassischen geradlinigen Secret of Mana zum Komplexitätswunder Seiken Densetsu 3 gehen zu müssen... Wer sich jedoch von einem ganzen Stück mehr Spieltiefe und einem zweitweise fragwürdigen Kampfsystem nicht abschrecken lässt, wird sich dem nicht zu verleugnenden Suchtfaktor des Spiels nicht entziehen können!

3 von 5 Sternen

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